VÖ: 06.10.
Der Titel der neuen Oakhands EP ‘A Circle with Many Centers’ ist eine Referenz an eine Kurzgeschichte Haruki Murakamis und gleichzeitig die Erkenntnis von Oakhands, dass sich das Leben und die Gefühle doch nicht so logisch Auseinanderdifferenzieren und Zerdenken lassen, wie es auf dem vorhergehenden Album ‘The Shadow Of Your Guard Receding’ angenommen und praktiziert wurde. Sondern dass Gefühle ganz einfach erlebt, wie gelebt werden müssen und all die persönlichen Konflikte doch alle stärker und universeller zusammenhängen, als einem lieb ist.
An der Wurzel aller zusammenhängenden Lebensfragen liegt das Thema Depression, welches alle Emotionen durchdringt und erstickt. Ein gesellschaftlich wie individuell unvermeidliches Thema, mitten im Zeitgeists.
Die Depression, der große Gegner aller Gefühle oder auch die große Abwesenheit aller Gefühle, lässt sich nicht einfach analytisch ausdifferenzieren, sondern ist “einfach da“. Und sie stellt sich hier auf der EP gegen das Kaleidoskop der Gefühle auf dem Debütalbum und alle deren analytische Erklärungsversuche.
‘A Circle with Many Centers’ ist also wahlweise die Fortzsetzung, Antwort oder Widerlegung ihres Debütalbum. Dieses beschäftigte sich in beinahe schon manischer Präzision analytisch und lyrisch mit den eigenen Gefühlen und wurde künstlerisch (nicht wissenschaftlich) von Plutchicks Rad der Emotionen inspiriert.
Wenn man so will, kann ‘Circle with Many Centers’ auch als eine späte Coming-Of-Age Platte gelesen werden. Eine post-adoleszente Platte über das „wahre“ Erwachsenwerden um die 30, späte individuelle Sturm & Drang-Phasen. Über die Erkenntnis, wo die Wurzel aller persönlichen Konflikte liegt: der Depression.
Musikalisch äußert sich das als gewohnt vielschichtig, aber vor allem dicht an den lyrischen und konzeptuellen Ideen. Ihren Trademark ‘Sturm & Drang’ Sound, ein eindringliches wie glühendes Amalgam ausPost-Hardcore, Indie und (Scr)E(a)mo, dehnen Oakhands auf Gegensätzlichere und deutlichere Art und Weise aus. Mit differenziertem Math-Pop und den stilistisch wie emotional brachialen als auch nihilistischeren Züge von Post-Punk (s/o an The Cure und Gilla Band) und Doom. Aber auch impulsive Blastbeats in Dur-Akkordeon und dreamy Power-Balladen vertonen die Kontinuitäten und Gegensätze des Albums facettenreich.